WOHNEN IM NORDEN

Der Wohnraumbedarf in Pforzheim steigt. Es ist Aufgabe der Stadt, auf die Nachfrage zu reagieren und neue, zukunftsfähige Wohnquartiere zu entwickeln. Die nördlichen Hanglagen Pforzheims besitzen dabei großes Potential für die Entwicklung nachhaltiger und moderner Wohngebiete. Soziale Vielfalt, differenzierte Wohnformen und das Schaffen wertvoller Lebensräume für Flora und Fauna sind nur einige der Anforderungen, die von der Stadt Pforzheim an ein potenzielles Wohnquartier gestellt werden.

Wie könnte das Leben im Pforzheimer Norden in Zukunft aussehen?
Diese Frage möchte die Stadt Pforzheim gemeinsam mit Ihnen in einem partizipativen Prozess beantworten. Kommunikation und Planung gehen dabei Hand in Hand. In zwei Phasen sollen die Möglichkeiten für den Pforzheimer Norden aufgezeigt werden. Sie als Bürgerinnen und Bürger sind gefragt, wenn es darum geht, Zielbilder für das Gebiet kennen zu lernen und zu beleuchten. Der Prozess ist offen angelegt, sodass er nach neuen Erkenntnissen oder Anregungen aus Politik und Öffentlichkeit angepasst werden kann. So entsteht eine wichtige Diskussionsgrundlage für den weiteren Prozess.

Dialogangebote und Beteiligungsmöglichkeiten finden Sie zukünftig auf dieser Webseite. Weitere Informationen zum Wohnen im Norden finden Sie unter www.pforzheim.de/win

Planungsgebiet

PROZESS

Die erste Planungs- und Beteiligungsphase wurde erfolgreich abgeschlossen. Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement. Nun starten wir gemeinsam in die zweite Phase!

Der Prozess verläuft in zwei Phasen. In der ersten Phase wurden die Planungsleistungen ausgeschrieben und vier Planungsbüros ausgelost. Sie haben Ideen entwickelt, wie Wohnen im Pforzheimer Norden in Zukunft aussehen könnte. Parallel dazu wurden unterschiedliche Perspektiven aus der Stadtgesellschaft auf die Themen Wohnen, Beteiligung und den Norden der Stadt eingeholt. Die Entwürfe der Büros wurden gemeinsam mit den Perspektiven der Bürgerinnen und Bürger in der DialogBAR am 03.02.2021 / 18-20 Uhr vorgestellt. Damit fiel der Startschuss für den Online-Dialog auf www.pforzheim-norden.de, in dem die Bürgerinnen und Bürger ihr Feedback zu den Entwürfen abgeben konnten.

Die Ergebnisse aus der Beteiligung wurden gemeinsam mit den Ideen der Büros in eine Kommissionssitzung getragen und anhand der städtebaulichen und freiraumplanerischen, ökologischen und funktionalen Ansätze überprüft. Das Ergebnis: der Waldstadt-Ansatz der Architekturbüros Koschuch Architects (Amsterdam), Marc Koehler Architects (Amsterdam) und Zones Urbaines Sensibles (ZUS, Rotterdam) war Favorit der Kommission und wurde zur Vertiefung in Phase 2 ausgewählt (siehe „Waldstadt als Favorit“ weiter unten auf dieser Seite).

Phase 2 / Pioniere für den Norden (laufend)

Die Idee einer „Waldstadt“ im Norden Pforzheims konnte als Leitbild durch seinen ökologischen, prozesshaften und partizipativen Charakter überzeugen. Aufgabe der Planerinnen und Planer war es im vergangenen Jahr, das Leitbild für den Pforzheimer Norden weiterzuentwickeln und sinnvoll mit den Erkenntnissen aus dem Beteiligungsprozess der ersten Phase zu verknüpfen. Die Komplexität der Planungsaufgabe und die Vielseitigkeit der Perspektiven der Pforzheimerinnen und Pforzheimer auf das Gebiet stellten Planung und Verwaltung vor eine besondere Herausforderung. Hinzu kam die Dynamik der Corona-Pandemie, die mehrfach ein Umdenken in der Gestaltung des weiteren Beteiligungsprozesses erforderte. Fest steht: um den Ansprüchen der Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden und den Pforzheimer Norden zukunftsfähig zu entwickeln, muss die Planung weiterhin partizipativ erfolgen!

In der zweiten Phase gilt es nun, gemeinsam mit den Pforzheimerinnen und Pforzheimer aktiv Planung zu gestalten und vor Ort ins Tun zu kommen!

Auftakt der zweiten Phase bildet deshalb der „Waldstadt Planungsplatz“. Mitten im Pforzheimer Norden soll ein kreativer Raum entstehen, in dem die Pforzheimerinnen und Pforzheimer selbst aktiv werden. Ausgangspunkt ist das Waldstadtmobil – ein Bauwagen, der als Impulsgeber für die Entwicklung des Nordens steht. Neben der Ausstellung aktueller Planungen ist er Dreh- und Angelpunkt für die weitere Bürgerbeteiligung.

In den nächsten Wochen sind die Pforzheimerinnen und Pforzheimer gefragt, im Rahmen einer Postkarten-Aktion Feedback zu geben und sich für Spaziergänge vor Ort anzumelden, bei denen Interessierte im Gespräch mit den Planerinnen und Planern den Pforzheimer Norden erkunden. Im Frühjahr 2022 wird es dann konkret: in mehreren Workshops werden gemeinsam Leitgedanken (wie) und ein Werkzeugkasten (womit) erstellt, die Leitplanken für die zukünftige Entwicklung des Pforzheimer Nordens. Es entsteht ein Rahmenplan, in dem Ideen und Ergebnisse zusammengefasst sowie Ziele formuliert werden. Parallel hierzu startet ein Pilotprojekt, um Ideen und Methoden für die Entwicklung von Siedlungen durch die Bürgerinnen und Bürger selbst zu testen.

WALDSTADT PLANUNGSPLATZ

Die Stadt Pforzheim ergreift die Initiative. Und organisiert den „Waldstadt Planungsplatz“; ein Ort, um zusammenzukommen und über das Wohnen im Norden zu sprechen. Aktuell finden Interessierte hier am „Waldstadtmobil“ Informationen zum aktuellen Planungsstand und -Prozess. Künftig soll er sich zum Treffpunkt im Planungsgebiet entwickeln, an dem Workshops stattfinden und gemeinsam Ideen für den Pforzheimer Norden entwickelt werden.

BETEILIGUNG

Die vier Planungsbüros, Koschuch Architects (Amsterdam), M-E-S-S (Kaiserslautern), BJP (Dortmund), Snohetta (Innsbruck) haben eine Vorstellung erarbeitet, wie sich das Wohnen im Norden entwickeln könnte. Die Ideen wurden am 03.02.2021 in der DialogBAR via Live Stream vorgestellt. Dort gab es auch die Möglichkeit, Fragen direkt an die verantwortlichen Planungsbüros zu stellen. Insgesamt haben uns 71 Fragen erreicht. Aufgrund der begrenzten Zeit musste ein Großteil der Eingänge im Nachgang an die Veranstaltung beantwortet werden, was einige Zeit in Anspruch genommen hat. Ein Übersicht aller Fragen und Antworten aus der DialogBAR können Sie sich hier anschauen: Im Anschluss an die Veranstaltung konnten sich die Bürgerinnen und Bürger die Vorstellung der Entwürfe aus der DialogBAR online noch einmal in Ruhe ansehen und bis zum 21.02.2021 online ihr Feedback zu den Entwürfen geben. Insgesamt wurden die Videopräsentationen der Entwürfe online mehr als 1.700 Mal angesehen und 238 gültige Feedback-Beiträge  zu den Entwürfen abgegeben. Eine ausführliche Auswertung der Ergebnisse sowie die Fragen aus der Online-Beteiligung finden Sie hier: Die Ergebnisse wurden in eine Kommission getragen, die einen Entwurf als Favoriten für den weiteren Prozess vorschlägt. Die Erkenntnisse aus der Beteiligung, die Stärken und Schwächen der einzelnen Entwürfe, dienen als wichtige Grundlage für den weiteren Planungsprozess zum Pforzheimer Norden.

Phase 2 / Beteiligung zu den Leitgedanken (abgeschlossen)

Ergebnisse des Workshops

Im Mai haben wir Spaziergänge mit den Planern und den PlanBAR-Workshop mit den TraumTischen durchgeführt. Wir haben bei diesen Veranstaltungen viel gelernt:

WALDSTADT ALS FAVORIT

Am 05.03.2021 trafen sich Expertinnen und Experten, Vertreterinnen und Vertreter des Gestaltungsbeirates, Planungsdezernats und des Planungsamtes der Stadt Pforzheim sowie Mitgliederinnen und Mitglieder des Gemeinderats, um einen Entwurf für den Pforzheimer Norden auszuwählen, der dem Planungs- und Umweltausschuss für den weiteren Planungsprozess vorgeschlagen wird. Die Entwürfe wurden direkt durch die Planungsbüros vorgestellt und offene Fragen der Kommission beantwortet. Neben dem direkten Feedback der Bürgerinnen und Bürgern zu den Entwürfen aus der Online-Beteiligung (vom 03.02.-21.02.2021) wurden auch die Ergebnisse perspektivischer Interviews eingebracht, in denen Stellvertreterinnen und Stellvertreter ihre Sicht auf die Themen Wohnen, Beteiligung und die Entwicklung des Pforzheimer Nordens mitgeteilt haben (die Ergebnisse der Interviews finden Sie weiter unten auf dieser Webseite).

Die Kommission bewertete die Entwürfe anhand der Bewertungskriterien, die bereits in der Aufgabenbeschreibung dargelegt wurden. Zu betrachten waren die städtebaulichen und freiraumplanerischen, ökologischen und funktionalen Ansätze sowie deren Mehrwert für die Stadt Pforzheim als Beitrag zur Stadtentwicklung.

Als Favorit ging der Entwurf des niederländischen Planungsbüros Koschuch Architects in Zusammenarbeit mit Marc Koehler Architects und ZUS (Zones Urbaines Sensibles) hervor.

Die Idee einer „Waldstadt“ von Koschuch Architects wurde als „echtes Leitbild“ gesehen, das durch seinen prozesshaften und offenen Charakter überzeugen konnte. „Wald“ wird als Metapher für eine starke grüne Gestaltung und Beachtung der sensiblen Bereiche gewertet. Die Kommission spricht sich in seiner Empfehlung einstimmig für dieses neue Planungsverständnis in der Stadtentwicklung aus. Der Entwurf wurde als geeignet gesehen, die Menschen vor Ort mitzunehmen und den Eigentümerinnen und Eigentümern Chancen zu eröffnen. Im Entwurf von Koschuch Architects sollen sich Initiativen und „Raumunternehmen“ als selbstbestimmte Projektentwickler den Norden schrittweise aneignen, besondere Nutzungsmischungen bilden und langfristige Perspektiven aufbauen, was von der Kommission als innovative Chance begrüßt wird.

Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung bestätigen, dass im Entwurf von Koschuch Architects die Naturräume sowie vorhandene Flora und Fauna am Besten in die Planung mit einbezogen wurde. Ein Aspekt, der für das ökologisch wertvolle Gebiet maßgeblich ist. Auch für die Beteiligungsmöglichkeiten bei der weiterführenden Planung sieht die Kommission in dem Entwurf großes Potential.

Ende April entscheidet der Planungs- und Umweltausschuss darüber, ob der Entwurf als Grundlage für den weiteren Planungsprozess zum Pforzheimer Norden dienen soll.

Hier können Sie sich das Präsentationsvideo des Favoriten noch einmal ansehen.

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PERSPEKTIVEN IM DIALOG

Sichtweisen auf die Wohngebietsentwicklung des Pforzheimer Nordens gibt es viele. Alle sind wichtig, um die Interessenvielfalt zu verstehen und den passenden Weg zu finden für eine mögliche Entwicklung des Wohnens in Zukunft. Wir haben mit neun Personen gesprochen, die ihre Meinung stellvertretend für eine bestimmte Sichtweise oder Zielgruppe erzählt haben. Im Gespräch waren wir mit Wohnungs-suchenden, Grundstücksbesitzer*innen, Familien, Senior*innen, jungen Menschen, Vertreter*innen sozialer Einrichtungen und Vertreter*innen des Naturschutzes. Gefragt wurde, was Wohnen grundsätzlich bedeutet, was es bedeutet, wenn man konkret an den Pforzheimer Norden denkt und was genau wichtig ist – auch für eine künftige Partizipation – will man hier neues Wohnen ermöglichen. Aus den Gesprächen wurden Texte mit den Kernaussagen geschrieben. Die Gesprächsergebnisse werden in der Kommissionssitzung am 05.03.2021 vorgestellt und finden Eingang in die Auswahl eines Planungsentwurfes.

Perspektiven gestalten den Diskurs weiter. Denn das Verstehen von Interessen und das Ausloten, wie ein bestmöglicher Ausgleich von Interessen gefunden werden kann, ist die Aufgabe des weiteren Prozesses.

ERIC KUHN, MITTE 30

Ehemaliger Aktivist im Verein „Leerstand als Freiraum“

„ICH WÜNSCHE MIR FÜR DIE NORDSTADT EIN ROMANTISCHES BRONX-FEELING, WO ICH DIE NACHBARN AUF MEINEM WEG ZU FUSS DURCH DAS VIERTEL KENNENLERNE UND DIE KINDER AUF DER STRASSE SPIELEN.“

Der Pforzheimer Norden versprüht für mich ein junges Lebensgefühl. Auf den kurzen Wegen läuft sich eine bunte Mischung aus Studierenden und Alteingesessenen über den Weg. Pforzheim ist ein bisschen wie Berlin – arm, aber sexy. Besonders die interessanten Ecken und Kanten der Nordstadt lassen mich träumen, selbst neue Ideen zu entwickeln und das Viertel aus seinem Schneewittchenschlaf zu holen. Neben einem Angebot an Freiraum, der kreativ gestaltet werden kann, wäre es sinnvoll, eine Beratungsplattform zu etablieren. Auf dieser könnten sich engagierte Bürger*innen zu den bürokratischen Schritten einer Projektumsetzung informieren. Noch finden alternative Projektideen wenig Gehör in der konservativ geprägten Stadtpolitik. Hier läge jedoch die Chance, Pforzheim noch attraktiver zu machen, Berufsaussichten zu schaffen und zu bewirken, dass junge Menschen in Pforzheim wohnen bleiben.

Die Leute, die in der Stadt leben, sind die, die die Stadt entwickeln, schön machen, interessant. Der Erhalt der Altbauten, eine sinnvolle Strategie gegen Gentrifizierung und bezahlbarer Wohnraum, sind dafür essentiell.

Befürworter für nachhaltige Stadtentwicklung, 66

möchte namentlich nicht genannt weden

„Ich wünsche mir die Entwicklung des Pforzheimer Nordens als Wohnstandort mit einer Vorbildfunktion hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit, der architektonischen Gestaltung von Gebäuden und Siedlungsfläche.“

Eine durchmischte Nachbarschaft aller Generationen – mit jungen und alten Haushalten – ließe sich durch die Gestaltung von Wohneinheiten zum generationsübergreifenden Wohnen und Leben umsetzen. Kurze Wege und Bolz- und Spielplätze für Kinder und Erwachsene würden darüber hinaus die Gemeinschaftsstruktur stärken und Segregation verhindern. Die Bepflanzung von Fassaden und die Schaffung von ausreichend öffentlich zugänglichen Grün- und Wasserflächen mit ökologischer Wertigkeit, würden zudem eine stadtklimatische Anpassung an zukünftige Wettersituationen ermöglichen. 

Eine Durchmischung mit gering frequentiertem Gewerbe, wie Ärzten und Lebensmittelgeschäften, ist für die Reduzierung von Durchgangs- und Individualverkehr ebenso notwendig, wie eine sehr gute Anbindung an den ÖPNV.

Bis jetzt fehlt jedoch solch ein verbindliches, nachhaltiges Leitbild, an dem sich sowohl die Bauherren als auch die kommunale Verwaltung orientieren muss. 

Als Bürger, möchte ich selbstverständlich über Änderungen im aktuellen Planungsprozess informiert werden und Einsicht in Planungsentwürfe im mittleren Reifestadium erhalten. Mir persönlich ist dabei besonders wichtig, transparent darüber informiert zu werden, wie die Ausgleichsmaßnahmen für die in Anspruch genommenen Flächen geplant, durchgeführt und beaufsichtigt werden.

Berufsanfängerin und Wohnungssuchende, 25 

möchte namentlich nicht genannt weden

„Besonders der kleine Platz in der Nähe des Bahnhofs hat die Nachbarschaft für mich kulturell aufgewertet. Die Verbindung aus den Spielmöglichkeiten für die Kinder mit Bänken und einer kleinen öffentlichen Bücherei laden die Nachbarn ein, dort Zeit zu verbringen.“

Auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger*innen einzugehen ist grundlegend dafür, dass sich alle im Stadtviertel wohlfühlen. 
Ich kenne das bis jetzt nur aus Filmen oder Serien, dass sich Bürger*innen versammeln und ihre Meinungen und Anliegen zu einer Änderung oder einem Bauvorhaben abgeben.

Über Interviews, Onlinebefragungen oder Nachbarschaftspost könnten auch Stimmen Gehör finden, die bereits konkrete, kreative Ideen haben. Ich selbst wünsche mir insbesondere bezahlbaren Wohnraum, mit kurzen Wegen zu Einkaufsmöglichkeiten und Grünanlagen, mit Freiraum und Spielmöglichkeiten für Kinder.

Im Sommer fehlen Freizeitangebote für junge Leute Anfang/ Mitte zwanzig. Auf der Suche nach Veranstaltungen, Bars und Cafés mussten ich und meine Freunde häufig raus aus der Stadt. 

Nach dem Ende meines Studiums möchte ich mir in Pforzheim etwas aufbauen. Deshalb wünsche ich mir, Wohnraum zu finden, der Lebensqualität gibt, Nähe zur Familie und zur Nachbarschaft ermöglicht und Raum für Selbstverwirklichung schafft, kein Kampf ist und ich mich so in meiner Stadt wohlfühlen kann.

Ruslan Davletov, 37

Familienvater und Wohnungssuchender

„Kurze Wege zur Arbeit zu haben, Grünflächen, Platz und Abstand zum Nachbarn, frische Luft wären toll – aber zuerst einmal wünsche ich mir überhaupt eine Wohnung.“

Bezahlbaren Wohnraum in Pforzheim zu finden, ist ein großes Problem. Durch das knappe Angebot und die hohe Nachfrage wird es immer schlimmer. Als Bürger darüber informiert zu werden, wo etwas gebaut wird, Einblicke in die Entwicklungsprozesse zu bekommen, würde mir viel helfen. 

Ich wünsche mir, meine eigenen vier Wände zu haben und dort mein Leben mit meiner Familie so gestalten zu können, wie ich möchte. 

Dieter Müller, 78

Architekt aus Pforzheim, Kreisseniorenrat (Mitglied des Vorstands)

„Die Planung des Pforzheimer Nordens muss in drei Schritten gedacht werden: 1. Die Formulierung einer klaren Idee mit dem Bekenntnis ­– Ja, das wollen wir! 2. Die Entwicklung der Planung 3. Die Aufstellung eines Finanzierungsplans.“

Aus stadtplanerischer Sicht hat der Pforzheimer Norden vielzählige Herausforderungen zu bewältigen: Nahversorgung und kurze Wege, eine Lösung für den Verkehr aus der Innenstadt und den Bedarf an Parkplätzen sowie die Schaffung von Wohnraum. 

Meine ganz konkreten Vorschläge sind dafür: eine eigenständige Quartierstruktur, ein Einbahnverkehr mit zentralen Tiefgaragen als Gemeinschaftseigentum, Geschosswohnungsbau und Dachgeschossausbau zu entwickeln.  

Ich möchte, dass Pforzheims Norden ein absoluter Gegenpol zur Innenstadt wird, die misslungen ist. Da funktioniert gar nichts – da funktioniert keine Fußgängerzone, da funktioniert kein Verkehr – weil nur individuelle Interessen berücksichtigt wurden. 

Deshalb wünsche ich mir, dass alle Interessen gemeinsam gebündelt werden und guten Ideen Raum zur Entwicklung gelassen wird, anstatt sie früh mit Bedenken zur Finanzierung zunichte zu machen.

Lucia Henrich, 39

Mutter von vier Kindern, Ehemalige Bewohnerin der Nordstadt

„Ich wünsche mir eine verkehrsberuhigte Straße, die mir das Gefühl gibt „hier kann ich mich aufhalten“. Wo Raum zum öffentlichen Raum wird. Wo man sich trifft, wo man mit Leuten spricht, wo man sich sicher fühlt. Sodass Fußgängerin sein und ein Leben für Kinder und Erwachsene auf der Straße trotz Verkehr möglich ist.“

Ein Ort, an dem die Dinge so funktionieren, wie ich sie mir gestaltet habe; das bedeutet „wohnen“ für mich. Als Mutter von vier Kindern begrenzt sich dieser Raum aber häufig nur auf unser Haus. In meiner aktuellen Lebenssituation fehlt mir häufig genau das – öffentlicher Freiraum, wo ich mich mit meinen Kindern sicher fühle, wo der Verkehr einer Aufenthaltsmöglichkeiten Platz macht und ich als Fußgängerin gesehen werde.

Ganz besonders in Bezug auf Themen wie „Mobilität“ und „Aufenthalt und Sicherheit im öffentlichen Raum“ möchte ich als Bürgerin nach meiner Meinung gefragt werden und Einfluss nehmen können.

Familie Wirth

Grundstücksbesitzer im Pforzheimer Norden

„Es ist die ideale Chance ein nachhaltiges, flexibles, stadtnahes und infrastrukturell gut angebundenes Wohngebiet zu entwickeln, ohne dass weitere große Einschnitte in die Natur notwendig sind. Zudem ist der Zeitpunkt günstig, die Lernkurve aus den Umstellungen des Lebens in der Corona-Zeit direkt in die Planungen einfließen zu lassen und ein zukunftsfähiges Wohnkonzept für die kommenden Jahrzehnte zu entwickeln.“

Ich sehe die Entwicklung eines nachhaltigen Wohngebietes im Pforzheimer Norden als äußerst positiv. Es wird dringend neuer Wohnraum benötigt und in dem bunten Flickenteppich aus vielen Freiflächen, wenig genutzten Gartenhäuschen und einigen größeren Wohnhäusern, wurde in den letzten Jahren stadtplanerisch einiges versäumt. Die Anforderungen an Wohnraum haben sich durch die Umstellung auf das Homeoffice maßgeblich geändert, aber auch die Notwendigkeit innovativer Mobilitätskonzepte wurde durch die Pandemie verstärkt. 

Umso wichtiger ist es, jetzt Kompromisse zu finden, die einen schnellen Start der Entwicklung des Pforzheimer Nordens als Baugebiet ermöglichen. Diese Umsetzung muss aus einem flexiblen Gesamtkonzept erfolgen, das unterschiedliche Baukörper und die Einbindung von bezahlbarem Miet-und Wohnraum für alle Generationen mit einbezieht.

Eine offene, rasche und umfassende Information der Bürger*innen ist dabei sehr wichtig. Bürgerbeteiligung muss jedoch realistisch und praktikabel bleiben, sodass Kompromisse gefunden werden können, die zu einer schnellen Umsetzung beitragen.

Michael Marek, 53

Einrichtungsleiter Familienzentrum Pforzheim

„Mein konkreter Vorschlag wäre es, Fürsprecher*innen aufzustellen, die advokatorisch die diversen Interessen vertreten und somit aktiv die Entwicklung ihres Stadtteils mitgestalten.“

Die kulturelle Heterogenität und die diversen Lebensrealitäten gleichzeitig, sind die Besonderheit und die Herausforderung des Pforzheimer Nordens. Sinnvoll wäre es, die soziale Infrastruktur mit größtmöglicher Nachhaltigkeit zu planen und anzulegen. Um dies zu erreichen, sollten aus Betroffenen Beteiligte gemacht werden (Nutzenvermehrung für Individuum und Gemeinwohl).

Guter Wohnraum ist existenziell. Er entscheidet über die Entwicklungschancen von Kindern, über ihre Zukunftsperspektiven, gibt Sicherheit und schafft Lebenszufriedenheit. Wohnen darf weder ein Verwahren sein, noch ein exklusives Privileg. Wo lebenswerte und zugleich erschwingliche Wohnräume existieren, identifizieren sich die Bewohner*innen mit dem bewohnten Sozialraum. Sie engagieren sich in Vereinen und Sozialraumkonferenzen und finden so nachhaltige Lösungen für soziale und strukturelle Probleme.

Bezahlbarer Wohnraum, Tageslicht, Grün, Raum zum Atmen, gute Verkehrswege und Beleuchtungskonzepte für die dunklen Ecken, sind dabei ebenso essenziell wie den Bewohner*innen Wertschätzung entgegen zu bringen. Dies bedeutet auch, die Grenzen des Machbaren klar zu kommunizieren.

BUND- Nordschwarzwald

Patrick Maier, Susanne Duffing

Der BUND-Nordschwarzwald weist darauf hin, dass in dem Interview nur die Themen „Beteiligung“ und „Wohnen generell“ diskutiert und eine mögliche Entwicklung im Pforzheimer Norden ausgeklammert wird. Eine Teilnahme am Interview bezieht sich auf die Dialogbereitschaft und nicht auf eine Akzeptanz des Plangebietes im Norden als Wohngebiet.

Besonders in einem Corona-Jahr ist es notwendig, die Bürger*innen nicht nur zu informieren, sondern durch transparente Beteiligungsprozesse echte Mitgestaltung zu ermöglichen. Ein transparenter Dialog kann nur gelingen, wenn in Bürger*innen-Gremien Einfluss auf die Planungen genommen werden kann, Rahmensetzungen gemeinsam erarbeitet werden können und auch die Null-Variante eine mögliche Lösung darstellt. Es muss klar formuliert sein: Welche Möglichkeiten der Beteiligung gibt es? Und welchem Ziel folgt die Beteiligung? 

Artensterben und Klimawandel sind für zukünftige Planungen an oberste Stelle zu setzen. Nachhaltig orientierter Wohnungsbau muss flächenneutral (Netto-Null) und ressourcenschonend sein. Folglich sollten bereits versiegelte Flächen nachverdichtet werden, ohne dass neuer Flächenverlust entsteht. Dazu gehören beispielsweise: die Umsetzung eines Plus-Energie-Standards, die CO2-neutrale Modernisierung von Bestandsgebäuden sowie eine ökologisch wertvolle Bepflanzung mit heimischen Hecken und Blühflächen. Im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit muss Wohnraum zudem finanziell leistbar sein und flexibel anpassbar für zukünftige Generationsstrukturen gemacht werden. 

Im Regionalplan des Regionalverbandes Nordschwarzwald ist für den Großteil des Gebietes ein regionaler Grünzug ausgewiesen. Eine Anpassung des Regionalplanes, der eine Bebauung im geplanten Ausmaß ermöglicht, ist für uns nicht akzeptabel und mit Blick auf den Naturverlust nicht zeitgemäß.

Der BUND-Nordschwarzwald spricht sich aus ökologischen (strukturreiche Grünflächen, Heckenstrukturen, Natur- und Artenschutz etc.), klimatologischen (Kaltluftproduktion etc.) und gesellschaftlichen (Naherholungsgebiet, relative Abwertung Innenstadtgebiete etc.) Gründen gegen eine Bebauung des Pforzheimer Nordens aus.